Gute Firmen, schlechte Firmen

Manchmal ereilt uns das Schicksal. Zum Beispiel, indem man einen Job bei einer Zeitarbeitsfirma annehmen muss. Dass es da gute und schlechte Exemplare gibt, könnt Ihr Euch sicherlich denken. Ich hatte 2 Jahre lang in meinem Leben das „Glück“, bei einer der wirklich guten Zeitarbeitsfirmen zu arbeiten und bin es daher auch gewöhnt, korrekt behandelt zu werden. Das war von 2005 bis 2007.

Dank Wirtschaftskrise und leider nur befristetem Arbeitsvertrag kam ich Mitte letzten Jahres in die Situation, mir eine neue Stelle zu suchen. Und wie das heute oft üblich ist, werden neue Stellen über Zeitarbeitsfirmen angeboten, so auch in meinem Fall. Ich kannte diese kleine Zeitarbeitsfirma nicht, und anfangs machte sie auch einen sympathischen Eindruck. Ich wurde noch nicht einmal stutzig, als ich – nachdem ich anfangs Sozialversicherungsausweis, Krankenkassenkarte und die anderen benötigten Dokumente zum Fotokopieren vorlegte und 1 Woche später gefragt wurde, wo denn die genannten Dokumente seien, da sie noch kopiert werden müssten (?!). Kein Problem, jeder kann mal etwas vergessen. Dachte ich.

Das Vergessen machte sich breit

Nämlich das erstmalige Vergessen der Gehaltszahlung! Als Zeitarbeiter bekommt man in vielen Fällen ein Gehalt, das den Namen nicht wirklich verdient, also viel zu wenig. Und zu allem Überfluss wird dies auch branchenüblich am 20. eines Monats gezahlt, nicht wirklich ein praktischer Termin. Die gängige Praxis bei der genannten Firma war es, 2 Tage zu spät zu zahlen, was ja ohnehin schon nicht korrekt ist. Okay, dachte ich, man wird ja 6 Monate später von dem Unternehmen übernommen, bei dem man eingesetzt ist (so war es in meinem Fall abgesprochen). Also Augen zu und durch. Als ich dann aber am 23. Dezember plötzlich immer noch nicht mein Novembergehalt auf dem Konto hatte, wurde ich stutzig und erfuhr, dass der „Steuerberater wohl einen Fehler gemacht haben müsste, das kann eigentlich gar nicht sein, wir buchen Ihnen das sofort auf das Konto“. Aha. Am 23.12. Nach mehrmaligen Anrufen erhielt ich das Gehalt am 07.01. (!!!). Arbeitsagentur direkt informiert, weil diese „Firma“ einen Eingliederungszuschuss für mich erhält.

Der hinterletzte Schlampenladen

Ärgerlich, überflüssig, schlampig. Ich war stinksauer. Aber als ich zum 31.03. 2010 von dieser „Firma“ gekündigt wurde, erhielt ich schließlich gar kein Gehalt mehr! „Uuups, der Steuerberater hat einen Fehler gemacht, weil Sie ja nicht mehr für uns tätig sind, da hat er vergessen, das per DATEV zu übermitteln“. Steuerberater hier, Steuerberater dort. Scheint ein ganz schöner Depp zu sein, der Herr.

Mehrere Anrufe später und mittlerweile mittellos, führte ich Verhandlungen mit der Bank, damit wenigstens meine monatlichen Abbuchungen nicht zurück gehen – ein Unding! Und was macht die Zeitarbeits“firma“? Sagt mir lapidar, ich hätte ja nicht früh genug „nachgehakt“! Als ob das meine Aufgabe wäre! Jetzt sitze ich hier über Ostern mit 50,- € in der Tasche ‚rum und mein Konto ist 1.000,- € über den Dispo hinaus überzogen. Klar, die Verzugszinsen für diesen Zeitraum werden denen in Rechnung gestellt und ich werde später, wenn ich mein letztes Gehalt hoffentlich bekommen habe, die Steuerfahndung auf deren Hals hetzen. Kein Gag – denn so geht man nicht mit Arbeitnehmern um und außerdem dürften sich die Finanzbehörden sehr dafür interessieren. Praktischerweise arbeitet Yve beim Rechtsanwalt, sodass ich diesen bei Bedarf auch einschalten werde. Wenn der Laden pleite geht, ist mir das piepegal. Schließlich ist es ihnen auch egal, wenn ich pleite bin.

Dass ich das Geld, das mir zusteht, nicht erhalten habe, interessiert „die Firma“ nicht im Geringsten. Beschwichtigen, abtun und abwiegeln gehören anscheinend zu deren Geschäftspraktiken. Ich kann jedem nur raten, nur bei seriösen Zeitarbeitsfirmen zu arbeiten (wenn’s denn unbedingt sein muss), die den IGZ-Tarifvertrag als Grundlage haben. Sollte dies nicht gegeben sein, dann kann ich nur sagen „Finger weg!“.

Wie geht’s bei mir weiter?

Ab dem 6.4.2010 werde ich eine total interessante neue Stelle antreten, die meinem Berufsbild entspricht. In einem Werk eines Unternehmens, das auf eine über 150-jährige Geschichte zurück blicken kann und bei der ich einen unbefristeten Arbeitsvertrag abgeschlossen habe. Direkt, ohne Zeitarbeitsfirma. Ein Glück. Und ich freue mich auf mein neues, spannendes Aufgabengebiet in einem supermodernen Werk der keramischen Industrie.

UPDATE: Im Nachhinein habe ich von einem Anwalt ein Schreiben aufsetzen lassen incl. Ultimatum. Am selben Tag rief mich besagte Zeitarbeitsfirma an und erklärte mir, dass sie wohl Insolvenantrag stellen werden… tolle Wurst!

Wie steht’s bei Euch?

Habt Ihr auch schon mal schlechte Erfahrungen mit Arbeitgebern – sei es Zeitarbeit oder eine direkte Anstellung – machen müssen? Was ist passiert? Und wie habt Ihr reagiert?

Ich bin gespannt auf Eure Erfahrungen. Und bitte keine Namen nennen!

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Über Martin

Ich bin und war es immer, der Chefredakteur des alten und des neuen Loft 75, dem illustrierten Magazin aus dem 21. Jahrhundert. Geboren 1969 in einem kleinen Ort im Welterbe Oberes Mittelrheintal und somit gebürtiger Rheinland-Pfälzer. Ich habe mich bereits 1987 für Computer interessiert, bin oft kreativ und reduziere Dinge auf das Wesentliche, schreibe gerne und interessiere mich für Design, Einrichten, Internet, Kochen, Blogging und alles, was außergewöhnlich ist und außergewöhnlich gut aussieht. Privat wohne ich am Mittelrhein. Und ich freue mich, wenn Du dieses Magazin magst - lesen wir voneinander..?
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Marc

„Ich meine die sollten mit solchen Unternehmen auch nicht zusammenarbeiten oder?“

Sorry – das ist eine total naive Einstellung. Die Firmen an die man ausgeliehen wird ist das ganze total egal – im Ggegenteil: Man bekommt immer vorgehalten wie teuer man ist und man dann auch entsprechende Leistung abzuliefern hat. Und wenn man nicht spurt kommt die übliche Erpressung: „Entweder Du machst das jetzt oder ich rufe Deinen Chef an , dann gibt es eine Abmahnung und Du machst es trotzdem“.
Gleich und Gleich gesellt sich gerne – das ist meine Erfahrung in dem Gewerbe.

DarkVamp

Herje was ein Scheiss (sorry)….

Ich hoffe ich habs nicht überlesen (wie so oft) aber hast Du das Unternehmen wo du beschäftigst warst auch über die Praktiken der Zeitfirma informiert? Ich meine die sollten mit solchen Unternehmen auch nicht zusammenarbeiten oder?

Richtig verstanden habe ich es aber nun nicht glaube ich. 11/2009 Gehalt hast Du bekommen im Januar aber was war danach? Dezember – März? Auf wieviele Gehälter wartest Du denn nu noch?

PS: Ich habe bisher nur bei einem Arbeitgeber jemals auf Kohle warten müssen und den kennst Du selber bestens 😉

Marc

Der Fairnis halber sollte ich noch sagen das die Firma am Anfang wirklich Top war , nur nach einem Wechsel in der Führungsetage ging es Bergab und die Schikanen los. Wie heißt es so schön: Der Fisch stinkt vom Kopf her. Und wenn das Führungspersonal Unfähig ist dann passiert halt sowas was mir passiert ist.
Gearbeitet habe ich als Elektroinstallateur , meinem erlernten Beruf.
Bei Armon hatte ich mich mal beworben , die hatten aber damals keine Verwendung für mich.

Martin

@Marc: Zunächst einmal herzlichen Dank für Deine Schilderung. Ich bin bestürzt. Ich war das erste Mal bei einer Zeitarbeitsfirma in Koblenz beschäftigt (von 2004-2006), deren Namen ich gerne und guten Gewissens nenne, denn alles lief in jeder Beziehung 100% korrekt, nett und fair bei guter Bezahlung. Das war damals die Firma Armon, die ich sehr weiter empfehlen kann.

Nun zu Deiner Schilderung. Es ist nahezu unglaublich, was Du da schreibst. Alle 2 Stunden melden, Kontrollbesuche und Schikanen ohne Ende – da kann ich gut verstehen, dass Du Rechtsschutz und Anwälte empfiehlst. Leider weiß man in vielen Fällen nicht von Vornherein, was da auf einen zukommt. Was hast Du denn letztendlich mit dieser Firma gemacht? Und kannst Du mir vielleicht per Mail kurz mitteilen, welche Firma das gewesen ist? Nur interessehalber, ich veröffentliche das keinesfalls und behandle diese Information diskret. Ich habe da nämlich 2 Firmen in Verdacht…

@Aquii: Ich glaube noch nicht einmal, dass die insolvent sind. Sie sind einfach nur schlampig und machen sich keine Gedanken, dass es Menschen sind, die sie „vermieten“ und dass ganze Existenzen daranhängen. Aber wie ich schon geschrieben hatte, die Rechnung wird zum Schluss aufgemacht…

@Trixi: Ein Mindestlohn wäre schon mal ein guter Anfang, denke ich. Und die zwingende Zugehörigkeit zum IGZ sowie Anerkennen des Tarifvertrages. Und dass man nur eine begrenzte Zeit über eine Zeitarbeitsfirma beschäftigt sein darf und nach dieser Zeit zwingend eine Weiterbeschäftigung in der Firma, in der man eingesetzt ist, erfolgen muss. Am besten wären natürlich Arbeitgeber, die nicht den bequemen Weg über Zeitarbeitsfirmen gehen, sondern direkt anstellen.

@Yvonne: Arbeitgeber, die in einer schwierigen, persönlichen Situation nicht auf den Arbeitnehmer eingehen und z.B. bei Tod eines Familienmitglieds o.ä. keinerlei Interesse zeigen, handeln menschenunwürdig.

Arbeit ist ein Geben und ein Nehmen – man gibt seine Arbeitskraft und erhält im Gegenzug eine Entschädigung – genannt Gehalt oder Lohn – dafür. Andererseits ist es ein Vertrauensverhältnis und von gegenseitigem Respekt und auch manchmal Verständnis geprägt. Und davon ist der Arbeitgeber sicher nicht ausgenommen…

Marc

Zum Thema Zeitarbeit könnte ich ein schönes dickes Buch schreiben. Ich war 4 Jahre bei einer Firma in der Nähe von Koblenz und es war die Hölle , obwohl es am Anfang sogar ganz nett war.
Hier mal ein paar Highlights:

– Kontrollbesuche im Krankheitsfall ob man auch wirklich krank ist
– Beim Abgeben einer Krankmeldung direkt fragen ob man am Ende dieser Meldung wieder arbeiten kommt (bin ich Hellseher oder was ?). Zudem der Versuch das man die Krankmeldung ignoriert („Sie sehen gar nicht krank aus“).
– Abmahnung wegen Befolgen der Arbeitssicherheitsvorschriften die mir als Arbeitsverweigerung ausgelegt wurden (Ich weigerte mich Stapler zu fahren ohne Sicherheitseinweisung die Vorschrift ist).
– Kündigung bekommen wo ich im Urlaub auf Malta war um so die Einspruchszeit meinerseits zu umgehen (das die Deppen vergessen haben den Brief zu frankieren und er deshalb nicht zugestellt werden konnte war die beste Ironie dabei).
– Ich mußte 24 Stunden , 7 Tage die Woche , 365 Tage im Jahr für die Firma auf Abruf stehen – natürlich ohne Bereitschaft zu zahlen
– Ich mußte immer telefonisch erreichbar sein. War keine Arbeit vorhanden mußte ich mich alle 2 Stunden telefonisch bei der Firma melden damit die wußten das ich noch da bin (ich könnte ja Spurlos verschwinden)
– Ich mußte Akkord arbeiten bekam aber den Akkord nicht bezahlt
– Nach der Kündigung wurde einfach der Lohn einbehalten.
– Stundenzettel mußten bis Montags 12 Uhr Mittags bei denen im Büro sein , ansonsten Lohnkürzung ohne Diskussion. Die Zettel mußten persönlich überbracht werden , es gab keinen Briefkasten noch war der Postweg erlaubt.

Es gab noch viel mehr aber ich höre jetzt auf , sonst kommt mir wieder die Galle hoch. Das Resultat nach 4 Jahren Zeitarbeit war ein nettes Burn Out Syndrom.
Wenn jemand bei einer Zeitarbeitfirma anfangen sollte empfehle ich ihm a) eine sehr gute Rechtsschutzversicherung und b) einen Knallharten Anwalt mit Spezialgebiet Arbeitsrecht. Man wird beides 100%ig früher oder später brauchen.

Aquii

ich würde mich mal erkundigen, wei es mit der Stellung des Insolvenzantrages gegen die Firma ist, somit ist wenigstens gewährleistet, das keine weiteren Gelder mehr verschwinden….

Aber es ist schon unverschät, was sich manche Zeitarbeitsfirmen sich herausnehmen.

Trixi

Zeitarbeitsfirmen sind sicher kein Zuckerschlecken, vom Freund meiner Mutter bekomm ich auch ab und an ein paar Geschichten mit, haarsträubend. Leider gibt es immer noch kein Gesetz, das die Zeitarbeit begrenzt oder unterbindet, da gibt es großen Handlungsbedarf.

Glückwunsch zu Deiner Festanstellung. Der Arbeitsplatz klingt gut und ich wünsche Dir viel Erfolg in der neuen Firma! 🙂

Yvonne

Schlechte Erfahrungen habe ich auch schon gemacht. Nachdem mein alter Chef im Jahre 2008 seine Kanzlei verkaufte, unter der Zusicherung, dass der neue Chef meine Kollegin und mich übernimmt, wurde ich einige Tage vor Übergabe der Kanzlei zu dem Neuen gebeten.

Er fing an mit den Worten:

„Ich kann Sie nicht gebrauchen, wie lösen wir das Arbeitsverhältnis auf? Am liebsten wäre mir, wenn
a) Sie einen Aufhebungsvertrag unterschreiben, mit sofortiger Wirkung
oder
b) mich beschimpfen, damit ich die Möglichkeit habe, Sie fristlos zu kündigen.
Im Übrigen, Frau …, weiß ich um Ihre familiäre Situation, aber diese interessiert mich als Ihr zukünftiger Arbeitgeber überhaupt nicht.“

Zu der familiären Situation möchte ich mich jetzt nicht konkret äußern, nur soviel, es ist nicht alltäglich und mehr als psychisch belastend.