Ich habe mir kürzlich eine „G Q“, wohl eines der renommierten „Herrenmagazine“ zugelegt. Das Blatt ist mehr als ärgerlich, denn für einen horrenden Preis kann man sich ganzseitige Hochglanzwerbungen für Produkte, die sich anscheinend nur jung-dynamische BWLer leisten können, anschauen.
Zunächst 15 Seiten lang. Bis dann der erste Mini-Artikel kommt. Rechts und links Werbung für Klamottenmarken, die ich noch nie gehört habe und Uhren von Glashütte und Rolex. Auf Seite 17 wieder eine ganzseitige Werbung. Und noch eine. Der erste ‚Artikel‘, der seinen Namen verdient (also nicht einer dieser halbspaltigen Frechheiten á là „Contributors“, wo GQ-Sonsoren angepriesen werden), beginnt – ich wage es kaum zu schreiben – auf Seite 34 (!!!).
Aber auch die Artikel sind vollkommen praxisuntauglich für ‚Normalos‘: „Pflegemittel, die im Handgepäck mit an Bord dürfen“ (wen interessiert’s?), Anpreisen von Büchern, die sich mit Oldtimern und Architektur befassen, unerschwingliche Designer-Miniküchen, Designerklamotten für den Skiurlaub, Hemden und Krawatten, coole Typen, die Unmengen an Kohle verdienen etc. etc.
Nicht fehlen dürfen blöde Fotos von blöden Partyludern, 3 Seiten pseudowissenschaftliches Gelaber über das wirklich innovative Thema „Was ist Schönheit?“ und andere, nicht auch nur annähernd interessante Artikel. Ein absolutes Highlight ist der Werbeblock ca. in der Mitte des Heftes, der aus 3 ganzseitigen Werbungen und 10 Seiten Eigenwerbung im Doppelseitenformat (!!!!) besteht. Insgesamt also 13 Seiten… Später im Heft kommt dann das, was die Macher dieses Magazins wohl gerne tun: sich selbst beweihräuchern. Ein riesiger Artikel mit vielen Bildern von der ‚G Q-Gala‘. Da sieht man dann alle Sponsoren, diverse Stars, die Herren Redakteure und Wirtschhaftsheinis, die debil bis krampfartig in die Kamera kucken.
Für diesen Overkill an Marketing, banalen Artikeln, Bildern von künstlichen Frauen (die nur noch aus Prosecco, Botoxspritzen und Luxusklamotten bestehen) und Gegenständen, die man nur dann kaufen sollte, wenn man gar nicht mehr weiß, was man mit seiner Kohle machen soll, 4,- € (umgerechnet also 8,- DM – und das Ganze ohne CD-ROM oder DVD oder Gimmick) zu bezahlen, gehört unter Strafe gestellt. Ich bin nicht amüsiert!
Statt dessen kann ich folgende beiden Magazine empfehlen, die wirklich interessant sind, oft weniger kosten, nicht nur aus Werbung bestehen und durchaus auch von „normalen Menschen“ bei einer Tasse Kaffee gelesen werden können:
NEON – das Lifestyle-Magazin aus der STERN-Redaktion: interessant, gut fotografiert, toll geschrieben.
UMag – modern und interessant. 2,50 €, die gut angelegt sind. Hochglanzig und hochwertig für wenig Geld.