Dies sind die Erlebnisse von Yve, Martin, Michi und Niklas auf ihrer Billig-Tour nach Schottland. Wie Ihr Euch sicher erinnert, haben wir einen Urlaub für 199,- € pro Erwachsenen gebucht, der eine Fährüberfahrt, zwei Nächte in einem luxuriösen Hotel incl. Frühstück und natürlich die Rückfahrt enthielt. Und nun: Leinen los!
Damit wir uns nicht abhetzen mussten, sind wir früh gestartet – um 9:30 Uhr ging’s los. 3 Stunden Fahrt, schon ist man in Amsterdam (bzw. Ijmuiden). Der Check-In auf der Fähre musste bis 16:00 statt finden, also hatten wir genug Zeit. Schließlich sind wir mit dem eigenen Auto noch nie mit einer Autofähre gefahren, und man muss sich ja auch ein wenig orientieren.
Unsere Fähre war die Princess Seaways der dänischen Reederei DFDS. Niklas staunte nicht schlecht, dass wir in so ein großes Schiff ‚reinfahren mussten!
An Bord angekommen bezogen wir unsere recht kleine, aber ausreichende Außenkabine. Puh, und ich musste im oberen Abteil eines Stockbetts schlafen 🙂 Danach – klar! – zuerst mal auf das Außendeck! Das Schiff beim Auslaufen beobachten, ein bißchen Sonne tanken und das Feeling auf dem Meer genießen. Später dann ein Abstecher in die „Sky Bar“ und danach kam dann die Ernüchterung: die Preise an Bord sind dermaßener Wucher, dass wir uns entschlossen haben, das zwar teure, aber unglaublich leckere Büffet auf dem Schiff in Anspruch zu nehmen. In recht edler Atmosphäre wurde dort alles, aber auch wirklich alles, geboten, was das Gourmet-Herz erfreut. Und, Leute: wir haben ‚reingehauen!
Nach einer ruhigen Überfahrt sind wir morgens aufgewacht um zu merken, dass wir schon an der englischen Küste entlangfahren. Irgendwie unheimlich, dieses absolut ruhige Entlanggleiten an den Klippen und Ufern der britischen Insel. Hat was von der Titanic, kurz bevor sie den Eisberg gerammt hat.
Tja, und dann kam der große Moment: Passkontrolle, Ausschiffen und Linksfahren! Scheiße, was ging mir die Muffe. Natürlich hat Newcastle, wo wir anlegten, einige Schikanen zu bieten, nämlich ca. 6-8 Kreisverkehre. Leute, Leute, wer das zum ersten Mal macht, schwitzt Blut und Wasser! In einen Kreisel links einfahren ist so richtig pervers. Aber dann kamen zum Glück gerade Straßen und ich konnte mich ein wenig mit dem Linksverkehr anfreunden.
Nach ca. einer Stunde bog ich links ab, weil die Straße interessant aussah – eine richtige Achterbahn! Sie führte uns nach Rothbury, Northumberland, einem kleinen Kaff mit einer prima Bäckerei, wo wir uns das Frühstück besorgten. Und einen leckeren heißen Kaffee für mich. Die gleiche Route ging’s wieder zurück, als wir an der Kreuzung standen, wo wir abgebogen sind. Mein Navi behauptete hartnäckig „rechts!“, obwohl ich genau wusste, dass ich links abbiegen sollte. Und dann passierte es: ein Moment unkonzentriert, und ich fuhr plötzlich auf der rechten Fahrbahnseite. Ein Schrei von meiner Beifahrerin, qualmende Reifen vom Gegenverkehr, der direkt auf uns zusteuerte und ein absolut verwirrter Fahrer. Langsam wurde ich mir bewusst, dass ich aus lauter Gewohnheit auf der rechten Seite fuhr und wir fast einen Frontalaufprall hatten! Und was macht der Autofahrer, der mir gegenüberstand: er entschuldigte sich per Handzeichen bei mir!! Er!! Es ist unglaublich, wie höflich die Briten sind 🙂
Auf der linken Fahrbahnseite ging’s dann weiter, auf der A 68 via Jedburgh Richtung Anstruther in Schottland. Irgendwann erreichten wir die Scottish Borders und bei bedecktem, grauem Himmel fuhren wir immer weiter, über die imposante Forth Rd Bridge (bei dermaßen biestigem Wind, dass die Leuchtschilder auf der Straße das Benutzen der Brücke für Doppeldecker und LKWs verboten) Richtung Anstruther.
Doch auf dem Weg sahen wir ein richtig schönes Küstenstädtchen, und das Wetter wurde auch prima. Wir kamen in Elie an und hielten auf dem Parkplatz des Golf-Clubs, um zum Meer zu gehen. Herrschaften, was war das schön! Klippen, Strand, Sonne!
Wir hielten uns dort recht lange auf, denn dort konnten die Kinder richtig schön am Strand spielen, während die Erwachsenen ein wenig am Strand spazieren gehen konnten. Aber wir hatten ja noch eine Mission: Fish & Chips essen gehen in der mehrfach preisgekrönten Anstruther Fish Bar. Also nach dem Strandspaziergang wieder in den Twingo und weiter…
Anstruther ist ein richtig schönes Küstenkaff, so mit Hafen und Fischerbooten. Und Wind. Direkt am Hafen ist die berühmte Fish-Bar. Also Auto parken und ‚rein mit uns.
Der Laden erinnert so ein bißchen an eine Milchbar aus den 50ern. Wir bekamen von der netten Kellnerin einen Platz und haben uns was zum Essen ausgesucht. Überhaupt ist das Personal ziemlich engagiert und gut organisiert; in einer Ecke des Restaurants „lauerte“ immer mindestens eine Bedienung, ob alles OK ist und man einen Wunsch hat. Ich entschied mich für den „Haddock in Batter“ (Schellfisch in Backteig), Niklas für die Fischfrikadellen und Yve für den geräucherten und gegrillten Fisch – jeweils mit Chips (britischen Pommes 🙂 ) und der berüchtigten barbecue-artigen sauren Soße, die man über die Chips kippen kann. Hervorragend! Dazu jeweils ein Kaltgetränk und das Ganze zum moderaten Preis.
Danach haben wir die freundliche Kellnerin herbeigewunken, die uns in sehr professioneller Manier und leider komplett unverständlischem Englisch an die Kasse dirigierte.
Und so langsam wurde es dunkel… Wir fuhren weiter in der beginnenden Dämmerung auf Landstraßen. Dann kam eine Schnellstraße und ich war mal wieder komplett überfordert! Es war dunkel und es schien, als kämen mir die Scheinwerfer auf unserer Spur entgegen. Hölle. Also im gefühlten Schneckentempo Richtung Hotel – jeder Kilometer brachte uns ein Stück näher, worüber ich auch sehr froh war. Und dann waren wir endlich in Pitlochry, wo unser Hotel war.
Es ist schier unglaublich, welchen Luxus wir hatten! Vor dem Urlaub sagten einige Leute „Na, ob ihr alles bekommt, was versprochen wurde? Bei dem Preis?!“ Wir bekamen alles und noch mehr! Das Hotel ist eine Art Schloss, hoch über Pitlochry. In der Lobby kamen uns Bedienstete in Livree entgegen, alles war mit dickem Teppichboden ausgelegt, mehrere offene Kamine mit Kaminuhren, Kronleuchter an der Decke. Wow! Wir meldeten uns bei der netten Dame an der Rezeption an und fuhren per Lift in den dritten Stock zu unserem Zimmer. Nach dem Aufschließen der Tür hörten wir nur entsetzt aus Kindermund: „Ihr habt ja gar kein Schlafzimmer!“. Tatsache, wir schauten uns um und entdeckten nur eine Art Vorraum mit Sessel und zur Linken ein Zimmer mit Bett. „Boahhh, da ist ja noch ein Schlafzimmer!!“. Zur Rechten war dann tatsächlich ein luxuriöses Schlafzimmer mit Doppelbett. Und dann: „Oh nein, wir haben gar kein Bad!!“. Das war dann hinter dem Schlafzimmer. Herrschaften, wir hatten 3 Zimmer, Lobby, Bad! Ist das Luxus..? Ja oder ja?
Mit Hosenbügler! Und Tee, Wasserkocher und Shortbread! Mit Bibel in der Nachttischschublade und feinen Badezusätzen im Badezimmer. Nicht, dass ich die Bibel benötigen würde, aber das ist so ein Accessoire, das in keinem gutsituierten Hotel fehlen darf 😀
Kinder in die Badewanne, Schiebefenster auf und die erste luxuriöse Nacht am Rand der Highlands hatte begonnen…
Hey Sascha, wir waren zwar sehr viel unterwegs, aber trotzdem hatten wir genug vom Hotel. Abends saßen wir in der Lobby bei den alten Tantchen und haben im Web gesurft (WLAN gratis) oder sind nach einem langen Tag in den Wellnessbereich, der ebenfalls zum gebuchten Zimmer gehörte, gegangen.
Ich frage mich bis heute, was LIDL-Reisen an dem Angebot überhaupt noch verdient hat… 😉
Wahnsinn, das hört sich ja nach einem vollen Erfolg an. Wobei ihr von Luxus-Hotel doch wahrscheinlich gar nicht so viel hattet? Ihr seid doch sicherlich meist unterwegs gewesen, oder? 😉