Opera dreht langsam durch

Als vollkommen Browser-liberaler Mensch*) rege ich mich momentan maßlos über den Hersteller Opera auf! Da scheint man zu versuchen, den eigenen, unbedeutenden Markanteil (der aus verschiedenen Gründen zustande kommt) mit Klagen bei der EU selbstmitleidmäßig anzufechten und um Erbarmen zu betteln. Um was es geht:

Opera Software, ein norwegischer Hersteller von Internetsoftware (Opera, Opera Mini), hat vor einiger Zeit bei der EU-Kommission geklagt, dass der Internet Explorer (IE) bitteschön komplett aus der Standard-Installation von Windows zu verschwinden hat. Angeblicher Grund: man würde dem Kunden – also allen, die Windows nutzen – keine Wahlfreiheit mehr lassen in Bezug auf den verwendeten Internet-Browser. Es sei also quasi ein Wettbewerbsvergehen, wenn man den IE zusammen mit Windows ausliefert und dieser „ungefragt“ installiert wird.

Da in Windows 7 schon die Möglichkeit gegeben wird, die Browserfunktionen des IE komplett zu deaktivieren und nur die Systemdateien des IE zu benutzen, klingt das in meinen Ohren arg nach „An’s-Bein-pissen-weil-wir-nicht-genug-Marktaneil-haben“.

Nähere Infos hier.

Hallo?!

Das wäre ungefähr so, als würde Adobe gegen Microsoft klagen, weil der „Windows Movie Maker“ bereits in Windows vorinstalliert ist, obwohl es aus dem Hause Adobe ja andere tolle Produkte gibt, die deswegen keine Chance hätten. Oder OpenOffice.org würde klagen, weil das „WordPad“ ja ein vollwertiges Textprogramm ist und man dadurch verhindert, dass das eigene OpenOffice den Durchbruch schafft!

Okay, wir reden hier von Microsoft, einem Quasi-Monopolisten im Bereich Betriebssysteme. Einem Unternehmen, das gewaltige Macht am Markt gebündelt hat. Aber sollte man nicht mal die Kirche im Dorf und MS ausnahmsweise mal in Ruhe lassen?

Fest steht: mit Windows werden diverse Software-Produkte ausgeliefert, die nicht direkt etwas mit dem Betriebssystem-„Kern“ zu tun haben, z.B. der Movie Maker zum Erstellen von Filmen, der Audio Recorder sowie Outlook Express als Mailprogramm. Aber: andere Betriebssysteme, z.B. Linux oder Mac OSX tun das auch und keiner beschwert sich. Warum ist gerade ein Browser so wichtig, dass man deswegen eine ganze EU-Kommission beschäftigt? Hey, es ist ein Stück Software, wie auch alles andere, was mit dem Betriebssystem zusammen ausgeliefert wird. Man braucht einen Browser wie den Internet Explorer, um sich Firefox oder Opera oder Chrome herunterzuladen. Ohne ihn ginge das doch gar nicht!

Jetzt argumentiert Opera Software, Microsoft solle den IE komplett aus dem Betriebssystem entfernen und man möge bitte eine Wahlmöglichkeit anbieten (bei der Windows-Installation!), um sich für einen anderen Browser zu entscheiden. Das wäre ungefähr so, als wenn man bei real,- an der Kasse die Wahl zwischen den Einkaufstüten von ALDI, Tengelmann oder toom haben müsste, um seinen Krempel einzupacken.

Was haltet Ihr von dieser Nummer? Sollte man die EU-Kommission derart beschäftigen? Oder findet Ihr das richtig? Sind Browser vielleicht überbewertet – immerhin sind sie ja nur Programme unter vielen? Und wie soll ich mir den Opera herunterladen und benutzen, wenn ich nicht die Möglichkeit habe, überhaupt in’s WWW zu kommen? Oder hat Opera Software gar einen Minderwertigkeitskomplex? Fragen, Fragen, nichts als Fragen…

Beantwortet sie mir!

*) ich benutze als Haupt-Browser Firefox und außerdem noch Safari, Chrome, Opera und ab und zu den IE, wenn’s denn sein muss 😉

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Über Martin

Ich bin und war es immer, der Chefredakteur des alten und des neuen Loft 75, dem illustrierten Magazin aus dem 21. Jahrhundert. Geboren 1969 in einem kleinen Ort im Welterbe Oberes Mittelrheintal und somit gebürtiger Rheinland-Pfälzer. Ich habe mich bereits 1987 für Computer interessiert, bin oft kreativ und reduziere Dinge auf das Wesentliche, schreibe gerne und interessiere mich für Design, Einrichten, Internet, Kochen, Blogging und alles, was außergewöhnlich ist und außergewöhnlich gut aussieht. Privat wohne ich am Mittelrhein. Und ich freue mich, wenn Du dieses Magazin magst - lesen wir voneinander..?
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Martin

Ja, aber der IE ist schon sehr lange im System verwurzelt. Seit Windows 95. Und das Witzige daran ist, dass MS damals noch das Internet als überbewertet verstand nach dem Motto „pah, das ist nur ein Hype, in ein paar Jahren kräht kein Hahn mehr danach“. Aber sie werden mit Freude gesehen haben, dass anno 1998 immer noch die Rede vom Internet war und ihre Entscheidung damals richtig war. Obwohl die das sicher nicht so geplant hatten.

Und zum Thema Google: wer oder was ist Google? Muss man das kennen? 😀

julial49

Das mit dem historisch gewachsen ist natürlich richtig, aber nicht ganz uneigennützig von MS gewesen.
Was iTunes betrifft, da habe ich schon so einen Hals, weil das so extrem bevormundend ist. Bei einem Mac wird man da auch nicht viel ändern können, aber mp3-Player-Hersteller haben sich beschwert. Da kommt erschwerend hinzu, dass der iPod ebenfalls mit Abstand Marktführer ist.

Und Opera ist mittlerweile nicht mehr alleine: Google und die Free Software Foundation Europe (FSFE) haben sich der Klage angeschlossen. Bei Google würde ich jetzt nicht mehr von einem Nischenprodukt reden 😉

Martin

Julia, ich finde, das geht zu weit, was Opera da fordert. Wenn man Windows installiert, weiß man, dass man sich damit auch den IE einhandelt. Wenn man ihn nicht nutzen will, dann tut man’s eben nicht (so wie ich zu 99,5%). Dass er für diverse andere Aufgaben im System zuständig ist, ist historisch gewachsen und sicher nicht so leicht ‚rauszuprogrammieren.

Alle anderen, die von Windows nicht viel Ahnung haben, nutzen ihn evtl., weil er eben da ist. Aber die benutzen auch das mitgelieferte Defrag, den MovieMaker und den MediaPlayer. Ist ja auch egal, solange der Anwender damit klarkommt. Wenn nicht, dann schaut er sich schon nach Alternativen um. Windows war schon immer ein BS, das softwaremäßig rel. üppig ausgestattet ist.

Aber plötzlich ist’s der Browser, der komplett aus dem BS ‚rausoperiert werden soll/muss. Meiner Meinung nach sind Browser viel zu überbewertet: sie sind Software, nicht mehr und nicht weniger. Und es ist sicher unrealistisch, wenn MS anbietet, Alternativen nutzen zu können! Kein anderer Softwarehersteller würde so etwas machen, sondern sich mit schallendem Lachen auf die Schenkel klopfen, wenn eine solche Forderung laut würde.

Im wirklichen Leben wird man bei integrierten Produkten wie Autos, Elektronikgeräten oder sogar Dienstleistungen ja zu 100% auch nicht gefragt, ob man die einzelnen Bestandteile nicht lieber von einem anderen Hersteller haben will.

Was mich eben nur stutzig macht: die ganze Geschichte hat nicht Apple, Mozilla oder Google angestoßen. Sondern ein Browserhersteller, der noch nicht mal 2% Marktanteil hat…

Und mich macht auch stutzig, dass sich noch kein unbedeutender Hersteller von Musikverwaltungsprogrammen bei Apple beschwert hat, dass diese iTunes aus dem System entfernen sollen. Oder dass Adobe gefordert hat, dass iPhoto nicht mehr mit OSX ausgeliefert werden darf. Denn die Sachlage ist m.E. die gleiche: Software, die mit dem System ausgeliefert wird, obwohl es Dritthersteller gibt, die auch ein Stück vom Kuchen abhaben wollen.

Nichts gegen Opera (den habe ich auch installiert), aber mit dieser Aktion haben sie sich sicher keine Sympathiepunkte erkauft, ganz im Gegenteil.

juliaL49

Hmm, ich finde das schon gerechtfertigt, denn mich würde es stören, wenn der Browser nur deaktiviert und nicht deinstalliert wäre. Würde ich sofort machen, eine Sekunde nachdem das System installiert ist.
Dein Vergleich mit Linux ist auch nicht komplett richtig. Wenn du nur das OS willst, ist das möglich, doch mit Windowmanager arbeitet es sich eben leicher. Und da hast du dann deinen Standardbrowser, z.B. den Konqueror bei KDE – den du aber problemlos deinstallieren kannst, wenn du willst oder je nach Distribution sogar von vornherein draußen lassen kannst.

Und da der IE vor allem für Anfänger große Gefahren birgt (ich finde Opera und Firefox schützt besser vor Gefahren sowohl von außen als auch von innen), sollte dem Nutzer die Wahl überlassen werden. D.h. beim ersten Einwählen ins Internet wird darauf hingewiesen, welche Möglichkeiten es gibt und die Vor- und Nachteile und dann wird installiert. Es sollte so sein, dass der Nutzer etwas machen möchte (ins Internet gehen, Musik hören, Textdokumente verfassen) und dann entscheidet, welchen Programm er dazu nutzen möchte.