Wer kennt es nicht: das Gefühl, sich in frische Bettwäsche zu legen, die gut nach Weichspüler duftet. Besonders nostalgisch wird es, wenn man das bei seinen Eltern erlebt, wenn man mal auf Besuch ist. Einfach schön, ein Gefühl wie „damals“. Weiter geht’s mit dem Nutellabrot, das man zum Frühstück bekommt. Dazu eine Tasse Jacobs Krönung, und die Welt ist in Ordnung. Und wenn zwischendurch mal etwas Deftiges her muss, dann bietet sich die 5-Minuten-Terrine „Nudeln in Rahmsoße“ an: schnell gemacht, lecker und cremig. Und nach dem Mittagessen einen Vanillepudding von Dr. Oetker – und das Wochenende bei den Eltern ist perfekt!
Marken haben uns unser ganzes Leben lang geprägt und begleitet. Unsere Eltern sind mit ihnen aufgewachsen, als es noch keine sog. „Handelsmarken“ oder Discounter-Produkte gab. Da gab es Maggi, Lenor, Nutella, Persil und viele andere tolle Namen, die es auch heute noch gibt und die sich mit Erfolg verkaufen.
Zeitsprung: die erste eigene Wohnung, der erste eigene Haushalt. Man kauft selbst ein und hat nicht viel Geld. Lenor? Zu teuer. Nutella? Gibt auch eine Billigmarke, die ähnlich schmeckt. Persil? Wer etwas von modernen Waschmitteln versteht, weiß, dass die doch alle gut sind. Fanta und Coca Cola? Zu teuer! Das Zeug vom Discounter schmeckt doch auch prima!
Im Detail: wofür steht ein Markenprodukt?
In erster Linie für Verlässlichkeit – so möchte man meinen. In der aktuellen „For me“, dem Hausmagazin des Unternehmens P&G sind interessante Schlagworte zu lesen:
- Mehr Emotionen
- Mehr Leistung
- Mehr Fortschritt
- Mehr Orientierung
Nehmen wir diese Begriffe doch einmal unter die Lupe und schauen, ob es stimmt, was da behauptet wird!
Mehr Emotionen?
Sind wir doch mal ehrlich: Ketchups schmecken alle ähnlich gut. Sei es das „Werder-Ketchup“ aus dem Osten oder das „Heinz-Ketchup“ aus dem Westen. Und muss es „Blend-a-med“ (hat einen Touch von älteren Herrschaften) sein? Die guten Produkte vom Discounter können auch alles, was man braucht und kosten einen Bruchteil.
Schwierig wird es bei Produkten, die das limbische System im Gehin direkt ansprechen, denn dort werden sensorische Informationen (Gerüche, Geschmack) unmittelbar mit Erlebnissen verknüpft: Produkte und Befindlichkeiten, die einen eigenen Geruch oder Geschmack haben, den es sonst nirgendwo auf der Welt in dieser Form gibt, bleiben dort haften und werden bei Bedarf reaktiviert. Denn wer kennt es nicht: das Parfüm der ersten Freundin wird untrennbar mit mit den Erlebnissen verbunden sein, in denen man schöne Momente erlebt hat. Aber im Gegenzug wird der Geruch eines offenen Feuers auch bestimmte Emotionen hervorrufen, die untrennbar mit schönen Abenden bei einem Festival oder einem Zeltlager verbunden sind.
Mehr Leistung?
Mein Discounter-Handelsmarken-Flüssig-HighTech-Waschmittel bekommt jeden Fleck raus und wäscht supersauber! Da brauche ich doch kein Markenprodukt, oder? Tatsache ist, dass die Rezepturen der gängigen Produkte schon lange kein Geheimnis mehr sind und selbst ein Hersteller für „No-Name-Produkte“ die Tricks und Kniffe kennt, ein modernes Produkt herzustellen, das keinen Vergleich zu scheuen braucht. Aber auch in den neuen Bundesländern haben sich zu DDR-Zeiten Marken herausgebildet, die keinen aktuellen Vergleich scheuen müssen. Ich persönlich benutze gerne das FIT-Spülmittel und auch die „Schlager-Süßtafel“ wird immer wieder gerne gekauft, weil sie einfach lecker ist. Kommen wir zur Zahnpasta: eine „Active-White-Professional“-Zahnpasta aus dem Hause eines alt eingesessenen, dennoch im Hintergrund existierenden Herstellers kann das Gleiche wie „Blend-a-med Professional“. Weil einfach die gleichen Inhaltsstoffe drin sind.
Mehr Fortschritt?
Ganz klar: die Markenhersteller haben die Nase vorn, denn sie forschen, was das Zeug hält. Ohne Forschung gibt es keine Innovationen, also keine neuen Ideen und Konzepte. In den 70ern war es das „TAED-System“ von Persil/Henkel, das die Wasserhärte eliminierte und somit für einen dramatisch besseren Wirkungsgrad sorgte – heute sind es die Nano-Partikel, die in der Sonnencreme für eine Reihe von (un-)wünschenswerten Effekten sorgen. Jede Zeit hat ihre neuen Entwicklungen, ihre Innovationen, und die Firmen, die das meiste Kapital haben, können forschen und entwickeln. Und das sind nicht die No-Name-Handelsmarken, die einem im Discounter begegnen, sondern die wirklich Großen, die Forschungslabors unterhalten – wo die Zukunft entwickelt wird. Abgekupfert wird später – wenn die Patente abgelaufen sind.
Absolut außen vor sind hier allerdings die Firmen, die meist Lebensmittel herstellen und vertreiben und sich für ihr „Discounter-Dasein“ lustige Namen ausgedacht haben. Wir haben es also wirklich mit den gleichen Herstellern zu tun, die für einige Cent mehr ihre Waren im normalen Geschäft verkaufen (z.B. „Homann Feinkost“ wird zu „Feinkost Wonnemeyer“ oder „Griesson De Beukelaer“ wird zu „Coverna“. Hierzu der Buchtipp: „ALDI – welche Marke steckt dahinter?“
Mehr Orientierung?
ÖKO-TEST- und STIFTUNG WARENTEST-Qualitätsurteile sind unumstößlich – quasi ein Gesetz in Deutschland. TÜV und DLG, Demeter, QS und alle anderen vertrauenswürdigen Plaketten tun ein Übriges. Verbraucher orientieren sich seit jeher an diesen Qualitätsbeweisen, die unabhängig (?) ermittelt wurden. Einige sind „Lobby-Plaketten“, andere über jeden Zweifel erhaben. Aber nicht nur Markenprodukte werden von solchen Gütesiegeln geschmückt, sondern auch viele Discount- und Handelsmarken.
Orientieren kann man sich also an vielerlei Produkten: sehr oft werden Marken der großen Discounter mit DLG-, ÖKO-TEST- und Stiftung-Warentest-Ehrungen nur so überschüttet. Nicht zu vergessen ist die mittlerweile große Anzahl an BIO-Produkten (die mit dem EU-Biosiegel versehen sind). Wozu soll man sich denn noch das teurere Markenprodukt leisten, wenn die Discounterware eigentlich die gleiche Orientierung bietet?
- Legt Ihr bei Konsumgütern wie Waschmittel, Weichspüler, Wurstsalat, Nudeln & Co. Wert auf „Originale?
- Und wenn ja, warum seid Ihr bereit, mehr dafür zu zahlen?
- Wo kauft Ihr überhaupt Eure täglichen „Verbrauchsmaterialien“ ein? Beim Discounter oder im Supermarkt oder im kleinen Geschäft/Öko-Laden um die Ecke?
- Gibt es „Originale“, die Ihr niemals durch ein anderes Produkt ersetzen würdet?
- Und was haltet Ihr von diesem „Marken-Hype“?
Schreibt mir!
Nun musste ich grinsen…
Das erinnert mich an meine Eltern.Wenn ich „Nachhause“ komme riecht es noch immer früher, diese Mischung aus Kaffee und frischer Wäsche…
Ich „Muss“ keine Marken haben weder bei Klamotten noch bei Waschmittel. Aber natürlich hat man seine Favoriten und so ziehe ich gewisse Marken doch dem Nachbau vor.
Zb. Coca Cola,Jacobs Monarch oder Milka Schokolade.
Was ich mir angewöhnt habe bei Lebensmitteln auch das „Kleingedruckte“ auf der Packung zu lesen und ich schaue mir ab und an diverse Testberichte an.
Das Komische bei mir ist aber das ich NIE nach Werbung oder Marketing kaufe. Ich lese halt viele Tests in Foren und bei Nahrungsmitteln gehe ich nach meinem Empfinden für Gesundes und Qualität…
Das Interessante an Marketing ist, dass es sich selbst als Kundenfreundlichkeit verkauft, aber im Prinzip nichts anderes ist, als Scheiße zu Geld zu machen 🙂
@Yvonne: Wäsche, die nach Wind + feinem Duft riecht, finde ich in der Kombination allerdings umwerfend. Aber das mit dem Pfeiferauchen…würde ich ja gerne machen, aber die gehen mir immer so schnell aus bzw. die Pfeife wird heiß, weil ich nicht richtig stopfen kann. Ansonsten gerne 😉
@Aquii Was die Inhaltsstoffe angeht, hilft nur eins: auf’s Etikett schauen: die Bestandteile sind in der prozentualen Reihenfolge genannt. Wenn auf dem Ketchup zuoberst „Zucker“ auftaucht, dann hat man sich einen besseren „Glucosesirup“ gekauft, der u.a. Tomaten enthält – bestenfalls. Bei Shampoos, die als erstes „Aqua“ (=Wasser) stehen haben, weiß man auch Bescheid: schön große Packung, wenig Wirksubstanz (Kosmetika werden übrigens nach der sog. INCI-Nomenklatur deklariert, das ist leider eine Kunst für sich).
Ansonsten muss der Verbraucher viel Nepp in Kauf nehmen und wird oft an der Nase herum geführt. Weil darauf spekuliert wird, dass sich niemand die Inhaltsstoffe anschaut und wenn ja, dass er vieles nicht entschlüsseln kann.
Apropos Gütesiegel: ÖKO-TEST vergibt die Siegel oft nur in Bezug auf ein bestimmtes Kriterium, das steht dann aber jeweils dabei.
@Faby: Ich finde es gut, dass Du Dir über Marken(lügen) Gedanken machst. Müller ist ein passendes Beispiel, über Golden Toast weiß ich noch nichts Negatives (außer, dass die Firma dem Mann von Gülcan gehört). Es ist natürlich nicht so toll, wenn man von Herstellern buchstäblich verarscht wird, indem sie unethische Geschäftspratiken betreiben oder z.B. – wie bei Müllermilch – weniger Ware zum höheren Preis verkaufen und EU-Subventionen (die wir alle mal mitgezahlt haben) dafür benutzen, um sich gesund zu stoßen.
Ich will als Verbraucher mit Respekt behandelt werden (denn ich gebe den Herstellern mein Geld). Wenn ich herausbekomme, dass man mich verarscht, dann behandele ich die Hersteller auch nicht mit Respekt. Das geht ganz einfach, indem ich ihre Produkte nicht mehr kaufe…
Das Thema mit den „Markenhypes“ ist spannender als gedacht, denn wenn die Werbung schon nicht zum Kaufen verleitet (wie bei Dir mit Chucks und Lucky Strike), dann hat sie trotzdem etwas sehr Bemerkenswertes geschafft: sie hat Aufmerksamkeit erregt 😉
@Nila: Ah, auch Du hast „Deine Marke“ – wie scheinbar fast jeder 🙂 Ansonsten halte ich es so wie Du: faire Preise, gute Qualität und kaum Markenallüren.
„Meine Marke“ ist übrigens „Dr. Oetker Grießpudding“ im 500g-Becher. Genial lecker!
@DarkVamp: Bei der Cola bist Du ähnlich wie Yve – nur Coca Cola ist das Wahre. Ich denke, dass das vielen so geht, gerade dieses Getränk teilt die Menschheit in 2 Lager (und wer zum Henker trinkt eigentlich PEPSI?!).
Bei Kleidung und HighTech kaufe ich nicht grundsätzlich Markenware, aber es ergibt sich häufig, dass es von einer namhaften Marke ist, was ich da kaufe.
Ich unterscheide da sehr stark…
Bei Lebensmitteln kaufe ich fast immer günstige Produkte
AUßER :
„Coca Cola“
Aber bei Kleidung, HighTech usw. IMMER Markenartikel…
1.) Nein ich lege überhaupt keinen Wert auf Marken
2.) Ich bin nicht bereit mehr zu zahlen. Muss auf den Geldbeutel gucken. Und billigere Produkte sind oft genauso gut.
3.) Discounter und Wurst+Brot im Supermarkt. Einzig bei den Eiern gucken ich auf Freilauf-Pipis und beim Fleisch (vom Bauern)
4.) Dany-Sahne
5.) Jeder so, wie er möchte….
Okay, here we go:
1. Was heißt „Originale“? Also die Marken, die in ihrem Segment am Größten sind? Wie auch immer, die Antwort ist nein 🙂 Einerseits bin ich immer wieder offen für neues und viel am probieren, zweitens sind die günstigeren Produkte mittlerweile auch qualitativ hochwertig, aber schmecken manchmal einfach besser 🙂 Und, hinzufügend, wenn man um die wirtschafltichen Verstrickungen der Originale weiß, gibt es sogar Gründe gegen sie. Ich laufe beispielsweise niemals Golden Toast oder Müller-Produnkte, weil beide Firmen eine Politik verfolgen, die ich sehr missachte.
2.Yvonne hat Recht, der Geschmack / die Qualität entscheidet für oder gegen einen Kauf eines teureren Produktes.
3. Beim Discounter, aber mittlerweile mit dem Anspruch relativ „Bio“ einzukaufen.
4. Bei Schuhen achte ich darauf, „Originale“ zu kaufen, ansonsten gibt es kaum Gegenstände, bei denen ich „Originale“ kaufe.
5. Ich finde es eigentlich ganz cool, Hypes zu beobachten. Sei es Afri, Converse oder Apple. Es ist interessant, wie Marken einen Kult erstellen. Und selbst, wenn ich die Werbung von Lucky Strike unglablich cool finde, genauso wie die Comverse Chucks, werde ich deswegen nicht anfangen zu rauchen oder mir Leinenschuhe für 60 Euro zulegen 🙂
So ein Markenfetischis bin ich nun wirklich nicht. Denke ehr, das gerade im Bereich Lebensmittel die günstigeren und vor allem besseren sind, weil weniger Zusätze drin sind.
Das mit den Gütesiegeln halte ich für ein großes Märchen, zumal Öko Test an Produkte (z. B. Actimel) dieses Auszeichnung vergibt, wo ich es nicht mehr nachvollziehen kann.
Dann werde ich Dir mal antworten 🙂
1) Bis auf einige wenige Ausnahmen lege ich überhaupt keinen Wert auf Originale.
Duftendes Waschmittel finde ich übrigens total furchbar. Ich ziehe den Duft von windgetrockneter Wäsche absolut vor.
2) Weil es einfach am besten schmeckt.
3) Beim Discounter. Wobei ich aber auch nicht nach irgendwelchen Gütesiegeln schaue 🙂
4) Jaaaaaa, die gibt es. Nutella steht ganz oben auf der Liste, gefolgt von meiner heißgeliebten Cola. Und bei diesen mit Schokocreme gefüllten Keksen gehe ich auch keine Kompromisse ein.
5) Wems gefällt…
Bzgl. der schönen Erinnerungen gibt es bei mir eigentlich nur eine Sache, die mich verträumt schauen läßt – Pfeifentabak. Magst Du nicht das Pfeife rauchen anfangen?