Wie angekündigt gibt es heute mal wieder eine Buchkritik. Diesmal ist es Science Fiction, und zwar aus deutschen Landen.
THEMEN IN DIESEM BEITRAG
Worum geht’s?
Im Jahr 2045 besteht der Großteil der Erde nach einigen Wirtschaftskrisen sowie großen gesellschaftlichen und politischen Veränderungen kaum noch aus Nationalstaaten. Statt dessen haben Konzerne die Macht übernommen und die Raumfahrt, die hauptsächlich der Ausbeutung von Rohstoffvorkommen dient, ist ein unverzichtbarer Bestandteil der Weltwirtschaft geworden. Der deutsche Konzern Space Cargo unterhält verschiedene Raumtransporter, mit denen Asteroiden ausgebeutet, aber auch Expeditionen zum Mars unternommen werden. Plötzlich wird von verschiedenen Observatorien weltweit eine riesige, weiße Pyramide entdeckt, die still im All ihre Bahnen zieht, weit außerhalb des Asteroidengürtels. Niemand weiß, was dieses kosmische Ereignis zu bedeuten hat oder kennt die Tragweite dieser Entdeckung. Space Cargo will der erste Konzern sein, der hinter das Geheimnis dieses fremdartigen Himmelskörpers schaut und stellt eine außergewöhnliche Besatzung um Kapitän John Nurminen zusammen, die den Vorstoß wagen soll.
Ausgestattet mit einem wahrhaft fremdartigen Experimentalraumschiff, der Nostradamus, wagt Space Cargo den Flug zur Pyramide. Während der Reise ergeben sich aber Probleme, mit denen niemand rechnen konnte, denn es ist kein gewöhnlicher Trip, sondern der Aufbruch in eine neue Dimension der Raumfahrt und von Erkenntnissen, die an den Rand des Vorstellungsvermögens reichen…
Am Ende der Odyssee weiß Kapitän Nurminen schließlich, wie und warum die Mission manipuliert wurde. Er erfährt das Geheimnis der Pyramide, die die Geschichte der Menschheit verändern könnte. Und was es mit dem „Omni-Chip“ auf sich hat, den er noch 25 Jahre später in sich tragen wird.
Wie ist es geschrieben?
Alles, was geschieht, wird aus der Perspektive von Kapitän John Nurminen erzählt, man nimmt an seinen Gefühlen teil und kann sich in seine Denkweise hinein versetzen. Die Charaktere sind hervorragend gezeichnet, jede Person erwacht beim Lesen zum Leben, man hat förmlich Bilder vor Augen, wie die Akteure aussehen. Dank H.D. Kleins Schreibstil werden Szenen und Personen lebendig und plastisch. Eine detailverliebte, aber niemals nervende oder langweilige Schreibweise sorgt dafür, dass richtiges „Kopfkino“ entsteht und man an den Szenen teilnimmt! Ganz toll auch, wie Klein es schafft, über so viele Seiten den Spaß am Erzählen nicht zu verlieren.
H.D. Klein erfindet technische Dinge, die manchmal nicht so ganz in das Jahr 2045 passen wollen (weil sie zu futuristisch sind), aber meistens sinnvoll und innovativ sind.
Auffällig ist, dass sehr viele deutsche und auch germanische Namen und Bezeichnungen verwendet werden. Da ist die Leiterin der Raumwerft „Futhark“ eine „Freifrau“, die Mitarbeiter von Space Cargo haben häufig urbayrischedeutsche Namen (Schmidtbauer, Bachmeier, Wörner, Hellbrügge) und der Navigator der Nostradamus hat eine unübersehbare Neigung zu alten germanischen Sagen und deren Helden. Wie schon gesagt, mit „Nazi-Krempel“ hat das kein bißchen zu tun, es ist nur etwas gewöhnungsbedürftig und kurios. Doch man gewöhnt sich schnell daran, dass neben Spaniern, Aborigines und Halbindianern eben die Mehrzahl der Akteure deutsche Landsleute sind. Hat man ja auch nicht so häufig.
Kritik
Man könnte sagen, das Buch sei langatmig (weil es so viele Seiten hat), stimmt aber nicht. Es ist zwar ca. 1050 Seiten dick und es dauert eine Zeitlang, bis die Nostradamus endlich auf Kurs ist, aber die Hinführung ist superspannend. Was allerdings auffällt, ist, dass H.D. Klein gegen Ende ein wenig die Lust verliert, sagen wir mal auf den letzten 100 Seiten. Dann geht alles recht schnell und man merkt, dass er „fertig werden will“. Trotzdem ist das Ende im Nachhinein schlüssig, wenn auch die Ereignisse ein wenig konstruiert sind. Aber schließlich gibt es ja noch Googolplex, den Nachfolgeroman, der da anfängt, wo Googol aufhört.
Auch hätte H.D. Klein das Buch vielleicht 20 Jahre später spielen lassen sollen, denn manches passt einfach nicht in eine nahe Zukunft, vielleicht aber in das Jahr 2060.
Viel mehr ist aus meiner Sicht auch nicht zu kritisieren.
Und, gut?
Hervorragend! Googol wurde für den Kurd-Laßwitz-Preis – den deutschen Preis für herausragende Science Fiction – nominiert und hat diese Nominierung wirklich verdient. Jeder, der gerne interessante, technisch fundierte, aber menschliche SciFi mit Tiefgang liest, bekommt mit Googol wunderbaren Lesestoff. Kein technisches Handbuch in Romanausgabe, sondern spannende, innovative Fiktion, die einem so manchen langen Leseabend versüßt.
Das Preisausschreiben für meine Leser
Googol – Der Flug der Nostradamus ist ausgelesen, ich wurde sehr gut unterhalten und habe ein wenig über meinen Tellerrand hinausschauen können, und Du sollst das auch!
Doch Du musst Science Fiction mögen, denn nur dann hast Du so viel Lesevergnügen wie ich (is‘ ja logisch ;-)). Also, bist Du eine richtige Leseratte und liest gerne gute SciFi? Schreibe einen Kommentar, warum gerade Du Googol haben willst. Wenn die Begründung überzeugend klingt, dann ist das Buch postwendend auf dem Weg zu Dir! Bis zum 01.03.2009 kannst Du Dich melden, dann ist Einsendeschluss.
Und, wichtig: Du musst das Buch nach dem Lesen weiterverlosen und in Deinem Blog darüber schreiben!
habe früher jedenfalls lem und konsorten verschlungen und mag sf auch heute noch sehr (eher in visueller form: startrek, stargate, babylon 5, futurama…) – nach lektüre der amazon-rezensionen bin ich mir aber ehrlich gesagt trotzdem nicht sicher, ob mir das buch gefallen wird…
Na, das ist das geringste Problem 🙂 Willst Du es wirklich haben? Ich vergebe Googol nur an echte Sci-Fi-Fans.
oh, da hab ich den einsendeschluss schon verpasst… ich hätte das buch haben wollen, weil mir zur zeit noch kein als nächstes zu lesendes buch vorliegt 😉