Eine kleine Liebesgeschichte

Es begann vor gut 25 Jahren, da gab mir meine Freundin eine Adresse und meinte nur „Du wolltest doch einen Brieffreund haben – magst Du ihm schreiben? Wir kommen irgendwie nicht miteinander klar“.  Lust hatte ich schon und es wurde eine wunderbare Brieffreundschaft daraus – mit Liebesbezeugungen und Küsschen (sogar mit Lippenstift) und kleinen und großen Wunschvorstellungen. Er sah aber auch zu niedlich aus… 🙂

Wir wurden erwachsen, die Briefe wurden weniger und nachdem ich ihm schrieb, dass ich einen Freund hätte und auch mit ihm zusammenleben würde, hörte der Kontakt auf.  Wobei er mir aber in seinem vorherigen Brief mitteilte, dass er verheiratet sei und einen kleinen Sohn hätte.

Jahre vergingen, aber diese meine „große Liebe“ ging mir nie aus dem Kopf. Seine Briefe liegen alle ordentlich verstaut in einem kleinen Kästchen und sie wurden bei jedem Umzug mit großer Fürsorge behandelt. Und auch Martin konnte (oder musste) sich schon so einiges von ihm erzählen lassen.

Im letzten Jahr plagte mich (mal) die Langeweile und ich setzte mich vor den PC, versuchte seinen Namen sowie seinen Arbeitgeber zu ergooglen und landete schließlich bei Facebook. Und womit ich überhaupt nicht rechnete, er ist dort angemeldet und ich schrieb ihn sofort an. Ein Auszug aus seiner Antwort:

How have you been doing? I’m feeling really great writing to you. I am now based in Singapore, which I think you’re aware. I was in Frankfurt last year for work. Tried to look for you in the phone book but was not able to…

Wir schrieben uns hin und her und schließlich schickte ich ihm eine lange Mail, auf die er dann auch sehr schnell antwortete – im Vergleich zu damals, als alles per Luftpost verschickt wurde und eeeewig brauchte, um an seinem Bestimmungsort anzukommen.  In seiner Mail merkte ich erst, dass auch er all die Jahre an mich gedacht haben musste, vor allem konnte er sich daran erinnern, wo Bilder entstanden sind, die ihm schickte, eine ihm geschickte Cassette hat er heute noch, er weiß noch, wo ich arbeite, wie unser erstes und bislang auch letztes Telefonat war, wann mein Geburtsdatum ist (er verhaute sich lediglich um 4 Tage) und dass er bedauert, dass er meinen „Glückspfennig“ verloren hat und auf einen neuen hofft und er schrieb auch, warum der Kontakt damals zwischen uns vermutlich abgebrochen ist:

I really wish that some work comes about and I travel to Germany to see you. It would really be very fascinating face to face. Back then, 25 years ago, I was very fascinated by you and wanted you to be my girlfriend – really really honest. But then, in one of your letters you mentioned that you were living in with your boyfriend and I was very very disappointed! Maybe that was the reason, why we gradually lost touch as I didn’t want to bother you with my letters anymore.

Nach wie vor würde ich ihn so sehr gerne kennenlernen und hoffe darauf, dass er bald beruflich wieder in Europa unterwegs ist und wir uns endlich nach so langer Zeit kennenlernen können (wobei Martin auf ein Treffen in Indien hofft ;-)). Aber wenn wir Glück haben, passiert das schon bald. 🙂

Denn ich schrieb zurück:

I have an idea! Are you a Skype user? At the weekend, we are at Martin and he has a webcam. Do you want to talk with me and my children via Skype? If yes, tell me when (please consider the time difference 😉 ). It would be a pleasure for me, G.!

Und ich würde mich riesig freuen, meine „große Liebe“ mal in live zu sehen und zu hören … Vielleicht also doch ein Happy-End?

Warum ich das schreibe? Mich würde interessieren, ob jemand auch eine Freundschaft, eine liebgewonnene Brieffreundschaft, eine große Liebe etc. hat(te), diese durch widrige Umstände verlor und durch einen Zufall oder aber auch durch die moderne Technik wiedergefunden hat. Halt einfach eine schöne romantische Geschichte.

Wer traut sich??

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Über Eine Dame von damals

Es gab Damen, die früher hier im Blog geschrieben haben - lang ist's her. Die Namen der Damen tun nichts zur Sache. Aber sie haben teilweise großartigen Content produziert - dafür danke ich sehr herzlich. Mögen diese Damen auch fortan ein schönes Leben haben. Ich wünsche es ihnen von Herzen.
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Yvonne

Hallo Elfchen, das ist aber eine wirklich sehr süße Liebesgeschichte und absolut Wert weitererzählt zu werden.

Deine Großeltern sind eigentlich der beste Beweis dafür, dass man sich nicht nur immer von Angesicht zu Angesicht sehen muss um sich ineinander zu verlieben und vor allem, dass es sich lohnt auf jemanden zu warten.

Vielen lieben Dank, dass Du uns ihre Geschichte aufgeschrieben hast.

Für Deine persönliche Love-Story drücke ich Dir ganz fest die Daumen und Dein Gedanke mit der Facebookadresse wäre ein Versuch wert ;-). Man trifft oft unverhofft und an den ungewöhnlichsten Orten einen Menschen, der einem mal sehr viel bedeuten wird.

Und jetzt bin ich gespannt, ob sich noch jemand anderes die Zeit und Muße nimmt, hier eine schöne romantische Begebenheit wiederzugeben… 😉

elfchen

Hallo! 🙂

oh…so süß!

Ich habe leider keine eigene Liebesgeschichte beizutragen. Aber vielleicht mag jemand die Geschichte meiner Grosseltern lesen? 🙂

Mittem im Krieg, etwa 1940, Oma, ein etwa 20 Jähriges Fräulein, fährt in einem vollbesetzten Zug zu Ihrer Schwester. Im Abteil auch ein netter Soldat.
Als Sie aussteigen will, bietet er Ihr an, den Koffer durchs Fenster zu heben, damit sie sich nicht damit durch die Leute drängen muss.
Gesagt getan…und der Zug fährt weiter….und kein Facebook oder Google weit und breit in Sicht!
Aber kurze Zeit später ein Feldpostkarte mit einem kleinen gelben Doppeldecker auf der Vorderseite. Und einer Nachricht von dem Soldaten auf der Rückseite. „Liebe Unbekannte…“
Opa hatte sich beim Überreichen des Koffers die Adresse gemerkt und Ihr einfach geschrieben.
Viele Briefe folgten und aus dem „werten unbekannten Herren“ wird über 3 Jahre hinweg der „geliebte Erich“.
Sie haben sich nur 1-2 mal in der Zeit getroffen. Aber nach dem Krieg, als Opa aus der Gefangenschaft kam, bald geheiratet.

🙂 Oma hat alle Briefe aufgehoben…und ich habe sie auch immer noch!

Und ich sollte mir ernsthaft vornehmen, meine Facebookadresse als Anhänger an meine Tasche zu machen…;) vielleicht finde ich so dann auch meine eigene Love-Story!