Manchmal ist es bei Lebensmitteln ähnlich wie bei Software: bisher käufliche Programme werden manchmal als Open-Source freigegeben, weil die Herstellerfirma vielleicht keine Motivation mehr hat, das Produkt weiter zu entwickeln oder vorher pleite geht. Dies ist z.B. geschehen beim Netscape Navigator, aus dem der freie Browser Firefox hervorgegangen ist oder bei der kostenlosen, quelloffenen 3D-Grafiksoftware Blender, die damals für 100.000 € „freigekauft“ wurde.
Aber es verwundert doch sehr, dass dies auch bei Nahrungsmitteln geht! Und zwar ist dies heute auf wundersame Weise geschehen, denn die Kartoffelsorte Linda darf von nun an wieder angebaut und vertrieben werden – und zwar lizenfrei. Manch einer fragt sich vielleicht, warum Kartoffeln lizensiert sind warum es sogar Anbauverbote gibt. Nun, für solche Angelegenheiten gibt es das Bundessortenamt, das als Bundesbehörde für die Zulassung von Pflanzensorten für den kommerziellen Anbau verantwortlich ist. Außerdem wacht es über den „Schutz des geistigen Eigentums“, vertritt also die Rechte der Züchter. Eigentlich unglaublich, wenn man sich überlegt, was alles zum „geistigen Eigentum“ gezählt wird.
Das ganze Ausmaß dieses Dramas um eine leckere Kartoffelsorte ist hier gut beschrieben. Und es liest sich fast wie ein Wirtschaftskrimi: verplombte Scheunen, Zwangsvernichtung von Saatgut, Bauernhof-Durchsuchungen, Anklagen wegen unerlaubten Anbaus.
Linda war bis zum heutigen Tag eigentlich ein Kriminalfall: bis 2004 zugelassen und trotz Beschwerden von Verbrauchern, diese prima Kartoffelsorte doch wieder kaufen zu wollen, mit einem Anbauverbot belegt. Aber damit ist heute Schluss. Die gute Nachricht: Linda ist ab sofort eine „lizenzfreie“ Kartoffelsorte, die angebaut und verkauft werden kann, wie es den Bauern oder wem auch immer beliebt. So bleibt zu hoffen, dass man im Laden bald wieder Linda kaufen kann – und nicht nur ihre Nachfolgerin Belana (die angeblich besser schmeckt und „stabiler“ ist).
Und weil ich mich freue, dass der „Linda-Freundeskreis“ und der unermüdliche Karsten Ellenberg, der maßgeblich dazu beigetragen hat, dass ein lange gehegter Verbraucherwunsch wieder in Erfüllung geht, es geschafft hat, dass Linda wieder auf deutschen Äckern gedeihen darf, machen wir doch gerne mal wieder ein paar leckere…
Lizenzfreie Bratkartoffeln!
Zutaten für 4 Personen als Beilage oder für 2 zum Sattessen
- 1 kg fest kochende Kartoffeln, z.B. Linda oder Belana
- 50 g Butterschmalz
- 150 g durchwachsenen Speck
- 2 Zwiebeln
- Salz, Pfeffer
- Petersilie
Zubereitung
Kartoffeln schälen, in ca. 1 cm breite Würfel oder in mitteldicke Scheiben schneiden. Speck würfeln. Zwiebeln schälen und in halbe Ringe schneiden.
Butterschmalz in einer breiten, hohen Pfanne heiß werden lassen und die Kartoffelstücke hineingeben. Nach jeweils 5 Minuten vorsichtig wenden. Wenn die Kartoffeln anfangen, leicht braun zu werden, den gewürfelten Speck und die Zwiebeln zugeben und nochmals vorsichtig vermischen. Die Bratkartoffeln sind fertig, wenn sie schön knusprig braun und der Speck und die Zwiebeln noch nicht verkohlt sind :), das dauert locker 20 Minuten (dadurch, dass rohe Kartoffeln verwendet werden, dauert es ein wenig länger, aber daür zerfallen die Kartoffeln nicht beim Braten).
Ganz zum Schluss gehackte Petersilie hineingeben. Sülze und Remoulade passen perfekt dazu, aber auch ein Spiegelei.
Gutes Gelingen!
Hmm…im Zweifelsfall wird der Verzehr der Kartoffel im Restaurant gleichzeitig mit der AKM/GEMA abgerechnet. Bestimmt sind auf anderen Produkten auch noch Rechte drauf. *fg*
Bei solchen Gedanken werden mir Bratkartoffeln richtig unsympathisch.
Nicht unbedingt. Denn Du hast beim Kauf der Kartoffeln bereits anteilige Lizengebühren bezahlt. Inwieweit diese Lizenzabgabe Dir gestattet, diesen Bestandteil – also die Kartoffeln – in ein neues Produkt (also die Bratkartoffeln) einzuarbeiten, weiß ich nicht. Für den Privatverzehr musst Du Dir keine Gedanken machen, da ist das legal. Aber was, wenn Du die Bratkartoffeln gewerbsmäßig zum Verkauf anbietest? Stellen wir uns ein Restaurant vor, in dem man Bratkartoffeln essen kann. Müssen die eine Nutzungslizenz vom Bundessortenamt (sowas Ähnliches habt Ihr in AT sicher auch) beantragen?
Oder noch schlimmer: müsste nicht bei jeder Portion Bratkartoffeln, die man im Restaurant zu sich nimmt, ein Beipackzettel dabei sein, wo z.B. drauf steht „enthält lizensierte Zutaten.“?
Fragen, Fragen, nichts als Fragen 😀
Puh…da muss ich mir ja nun wirklich überlegen, ob meine bisherigen Bratkartoffel vielleicht illegal waren. Darf man mit lizenzierten Kartoffeln lizenzfreie Bratkartoffel machen? *fg*