Der Zenit war erreicht, als meine Mum zum ambulanten Pflegedienst wechselte. Wir dachten, dass das gut geht und alles deutete auch darauf hin. Nun muss man sich erstmal im Wust der ambulanten Pflegedienste einen Überblick verschaffen: die einen bieten alles modular an (Zähneputzen 1,50 €, Brot schmieren 1,,- €, Bett aufdecken 1,20 € etc.), die anderen bieten sinnvoll geschnürte Komplettpakete, wo man dann nicht so leicht den Überblick verliert. Hier entschieden wir uns für einen Anbieter aus Koblenz, der auch auf Bussen wirbt und der von der Hausärztin meiner Mutter empfohlen wurde.
Das war ein Riesen-Flop. Schon in den ersten Tagen wurde sichtbar, dass nur das Allernötigste gemacht wurde und die Wohnung komplett verkam. Teilweise waren die nur 5 Minuten morgend und abends bei ihr – es wurde keine Spülmaschine angeschaltet, kein Geschirr vom Tisch geräumt. Abgesprochen war das anders, die Anforderungen waren klar abgesprochen und es wurde versichert, dass das auch so gemacht wird.
Statt dessen wurden noch nicht mal die Medikamente richtig einsortiert – das kann unter Umständen tödlich sein. Das Experiment „Ambulanter Pflegedienst“ wurde also nach 2 langen Wochen beendet. Ich beschwerte mich bei dem Laden und man sagte mir auch, dass „das nicht OK sei“ und dass man 1 Woche Pflege umsonst ableisten wolle, aber ich lehnte dankend ab.
Zwischendurch kam sie nach Oberlahnstein in’s Krankenhaus, weil ihr dauernd übel war und sie sich häufig erbrach. Die vermeintliche Diagnose lautete „Clostridien-Infektion“. Mittels verschiedener Antibiotika wurde an ihr herumgedoktert und nach 1 Woche kam sie dann auch wieder nach Hause. Anscheinend geheilt…
Dann kam eines Nachts der Anruf vom Malteser Hilfsdienst, dass meine Mum den Notrufknopf gedrückt hat und nun mit einem Nasenbeinbruch im Krankenhaus liegt! Am nächsten Tag sind wir sofort dorthin gefahren und es stellte sich heraus, dass sie nachts auf die Toilette wollte und über den Teppich gestolpert und gestürzt ist!
Es erwartete uns ein Bild des Elends – die Mama lag blutverschmirt im Krankenbett, aber die Nase war zum Glück nur geprellt. Was musste meine arme, arme Mutter noch alles mitmachen?
Zum Glück konnten wir ihre bisherige Pflegerin, Grazyna, relativ schnell wieder aus Polen zurückholen, und auch preislich ließ sich was machen – das Budget war schon lange erschöpft, das Konto tief im Minus. Aber danach lief es nicht mehr gut, Grazyna hatte ihre Mühe, sich um die Mum zu kümmern, weil sie nicht mehr so beweglich war wie vorher. Alles wurde mühsamer.
Ina und ich machten später Urlaub in Thailand, 12 Tage abschalten und neue Kraft tanken. Als wir wiederkamen, hatte es sich noch nicht gebessert, aber es lief einigermaßen stabil. Die Übelkeit kam bei ihr immer wieder, die Clostridien waren wohl schon wieder da! Im Nachhinein glaube ich dieser Diagnose nicht, nicht nur ich habe das Gefühl, dass hier falsch behandelt wurde. Aber das kann man ja nicht beweisen.
Es wurde langsam Winter. Und am 22. Dezember bekam ich einen Anruf, dass Mama im Krankenhaus ist, sie hat abends den Notfallknopf gedrückt, weil sie keine Luft mehr bekam. Es wurde dort festgestellt, dass sie Wasser in der Lunge hat.
Bleibt Ihr noch bei mir? Ich schreibe bald weiter.