Dass ich Schreibgeräte toll finde, wisst Ihr ja vielleicht. Und dass ich gutes Design auch sehr schätze, vielleicht auch. Nun habe ich mich ein wenig auf die Marke LAMY eingeschossen, was Kulis und Füller betrifft.
THEMEN IN DIESEM BEITRAG
Die Marke LAMY
Als ich ein Schulkind war, hatte ich einen Füller von Pelikan. Es gab ja damals sowieso nicht viele Alternativen:
- die Kinder von alleinerziehenden CDU-Wählern (so wie ich) bekamen einen Pelikano zum Schulanfang
- wenn man das Kind eines sozialistisch-ökologischen SPD-Ehepaares war, hatte man einen Füller von Geha (hatte ich komischerweise auch mal)
- wenn die Eltern nicht viel Geld hatten, tat es auch ein No-Name-Füller
- und die Kinder von reichen Eltern, die im Winter in die Schweiz in den Skiurlaub fuhren, als junge Teenager Tennis spielten und mit 18 einen nagelneuen Golf geschenkt bekamen, hatten einen LAMY safari
Soviel zum Klischee. Aber so hatte ich mir jahrelang eingebildet, LAMY wäre eine elitäre Schweizer (!!) Marke. Halt die mit den komischen, langen Tintenpatronen, wo der Füller schon ein Vermögen gekostet hat. Umso überraschter war ich, als ich viele Jahrzehnte später erfuhr, dass LAMY ein alteingesessenes Unternehmen aus Heidelberg ist, das sich sogar der Tradition des BAUHAUS (nein, nicht des Baumarkts gleichen Namens) verpflichtet fühlte und noch heute fühlt. Das technisch und gestalterisch ausgereifte, schöne Schreibgeräte und Notizbücher herstellt – Made in Germany übrigens. Und so begann ich, mich für LAMY zu interessieren. Für die einzelnen Stifte und ihre Besonderheiten und ihre Geschichte. Denn LAMY hat schon früh mit namhaften Designern zusammengearbeitet. Übrigens, „Lamy“ ist der Nachname des Firmengründers. Und das Unternehmen ist wirklich besonders, in vielerlei Hinsicht.
Der LAMY pico
Ein wirklich außergewöhnlicher Kugelschreiber, ein „Pocketpen“. Als ich ihn zum ersten Mal in der Hand hielt, war ich doch sehr überrascht, wie klein er ist. Ich kannte ihn ja nur von Bildern. Tatsächlich ist er nur gute 9 cm lang und nicht viel dicker als ein normaler Kugelschreiber. Mit einem Stift, der nur etwas länger ist als ein Lippenstift, kann man natürlich nur mühsam schreiben. Aber die Verwunderung war groß, wie lang er wirklich wird, wenn er ausgefahren ist: 12 cm! Das geht mit einer ziemlich raffinierten Mechanik, die einen großen Teil des Stiftes im Inneren versteckt und nach einem Druck auf das Hinterteil freigibt. Dabei fährt die Spitze aus und der Stift verlängert sich – absolut faszinierend. Da merkt man, dass viel Hirnschmalz in die Entwicklung investiert wurde. Auch das leicht erhabene, silberne LAMY-Zeichen hat einen Sinn: da der Stift keinen Clip hat, kann er somit nicht vom Tisch rollen. Clever.
Das Design ist von 2001 und stammt von Franco Clivio, einem hervorragenden Schweizer Designer, der an der HfG Ulm studierte – genau so wie Dieter Rams und Hans Gugelot, die deutschen Star-Designern schlechthin. Clivio ließ sich bei der Gestaltung des pico von einem fast 100 Jahre alten Stift inspirieren, den er auf einem Flohmarkt entdeckt und konsequent weiterentwickelt hat.
Wer sich für ein sehr interessantes Interview mit Franco Clivio zur Entwicklung des pico interessiert, kann bei LAMY vorbeischauen. Und wer ihn zu einem günstigen Preis kaufen möchte, geht zum e-shop Mühlheim.