Ich bin bekennender Concorde-Fan. Denn kein Flugzeug hat mich in meinem Leben mehr fasziniert als diese französisch-britische Co-Produktion. Warum?
Die Concorde ist – mit Verlaub – das eleganteste zivile Flugzeug, das jemals gebaut wurde. Briten und Franzosen haben schon in den 60ern – zähneknirschend zusammenarbeitend – am Konzept eines zivilen Überschall-Jets gearbeitet. Trotz einiger Querelen der beiden Nationen und ernsthaften Finanzierungsproblemen haben es die beiden geschafft, mit einem unglaublichen Forschungsaufwand die Concorde fertig zu stellen, die übrigens eine „Kopie“ der leider glücklosen, sowjetischen Tu-144 war, die im selben Zeitraum erprobt wurde.
Aber was macht die Concorde zur „Königin der Lüfte“?
Vielleicht die Tatsache, dass sie das erste zivile Flugzeug war, das MACH 2 erreichen konnte (2-fache Schallgeschwindigkeit). Dies war bisher nur Kampfjets vorbehalten. Und sie somit die schnellste Passage von London nach New York in der Geschichte der zivilen Luftfahrt hingelegt hat: 2.53 Stunden!
An Bord war es recht eng, aber die Ledersitze und das feine Geschirr, verbunden mit der hervorragenden Bordküche, machten dies sicher wett. Immerhin hatte man volle Stehhöhe, wenngleich die Kabine wesentlich schmäler war als bei anderen Flugzeugen.
Die Außenhaut war weiß. Nicht nur, weil das edel aussah, sondern auch, damit sich die Concorde während des Fluges in bis zu 18 km Höhe aufgrund der Luftreibung nicht zu sehr erhitzte. Immerhin wurde die Außenhaut über 100°C heiß und das ganze Flugzeug aufgrund der Wärmeausdehnung mehr als 14 cm länger.
Und nicht zuletzt ist die Eleganz der Concorde unvergleichlich. Ohne Höhenruder (die beiden kleinen Flossen, die ein Flugzeug normalerweise am Heck hat), sondern mit so genannten „Elevons“ ausgestattet, sowie zwei riesigen Delta-Tragflächen ist sie ein Meisterwerk der Ingenieurskunst und sieht aus wie ein riesengroßer, weißer Schwan. Auf dem Boden scheint es, als stünde sie auf Stelzen, weil die Fahrwerke so hoch sind (das Flugzeug ist so lang gestreckt, dass beim Rotieren um die Längsachse, also beim Starten oder Landen, das Hinterteil (‚Tail‘) auf dem Boden aufsetzen würde, wenn es nicht genug Bodenfreiheit hätte).
Ich kann mich gut daran erinnern, dass meine Mutter in den frühen 80ern ein paar Flüge mit der Concorde buchen musste, als sie noch Sekretärin des Chefs war. Er lebte in Koblenz und Paris, weil er seinerzeit der Ehemann der Tochter des Hauses Guerlain (Parfum etc.) – Silvie Guerlain – war. Damals ein Herr um ca. 40 Jahre, gepflegt, silbergrauhaarig, schlank, eloquent. (In meiner Erinnerung schien in diesen Jahren die Sonne jeden Tag strahlend und das Leben war schön und unkompliziert. Wir hatten genug billigen Sprit und es gab keine Wirtschaftskrise) Seinerzeit flog er ein paarmal mit der Concorde und schwärmte jedesmal von ihr. Ein Hin- und Rückflug von Paris nach New York kostete zu dieser Zeit 14.000 DM! Aber manchmal muss es eben schnell gehen und man will sich den Luxus gönnen.
Das furchtbare Unglück in Le Bourget im Jahr 2003 stellte das Ende des zivilen Überschallflugs dar. Auch wenn Nachbesserungen an der Konstruktion aller Concordes vorgenommen wurden, kam der Entzug der Betriebserlaubnis. Jetzt steht eines der letzten Exemplare im Technikmuseum in Sinsheim und kann besichtigt werden. Der LED-Zähler, der die Kabineninsassen informiert hat, mit welcher Geschwindigkeit man reist, ist auf MACH 2 festgetackert.
Und dieses Video ist einfach nur schön und interessant!
…ich wäre so gerne mal mit ihr geflogen 🙁
Ach, kleiner Nachtrag für Kommentarabonnenten: auf der offiziellen Homepage von Air France taucht die Concorde immer noch als offizielles Flottenmitglied auf:
http://corporate.airfrance.com/index.php?id=434&L=1
Weniger Luftfahrt, aber die Concorde war halt was sehr besonderes.
Sehr gelungener Artikel. Hätte von mir sein können 😉
Oh danke – das sehe ich als Lob 🙂 Auch so ein Luftfahrt-Fan wie ich?
Eine sehr schöne Hommage, die du da verfasst hast. Denke das ein Flug darin, das absolute Erlebnis gewesen wäre.
Ja, das wahr einmal!
Jetzt ist es Geschichte,…
Tschuldigung den Ausdruck „GEIL“
Aber anschauen würde ich mir die Concorde auch gerne,…
Die Concorde war leider ein Spritfresser par excellence, also ökologisch eine Katastrophe. Nichtsdestotrotz war sie faszinierend. Ich glaube, ich werde sie mir in Sinsheim mal anschauen. Auch wenn sie nur auf dem Boden steht…
einen sehr schönen Artikel hast du da geschrieben! Da bekommt man richtig schwermütig. Schade, dass so etwas Besonderes nur wegen eines Unfalls und mangelndem Geld eingestellt wurde. An sich ist das ja ein Rückschritt…